Die Corona-Warn-App

Die Corona-Warn-App ist live

Die lange ersehnt Corona App ist nun endlich eingetroffen. Sie ist für Google und Apple Smartphones verfügbar. Corona Fälle, die mit den bisherigen Methoden „durch das Raster gefallen“ sind, sollen über die APP identifiziert werden. Sie sei ein zusätzliches Instrument zu den bereits bestehenden Möglichkeiten der Gesundheitsämter, so der Vorsitzende des RKI. Die Entwicklung sei „atemberaubend“ und es sei intensiv an der APP gearbeitet worden, auch wenn man „es der APP auf den ersten Blick nicht ansieht“.

Die Verantwortlichen sind begeistert

Es ist wohl nicht überraschend, dass nicht nur das RKI, sondern auch Telekom und SAP von der Entwicklung der APP begeistert sind. Schließlich stehen sie hinter dem ganzen Konstrukt. Tim Höttges, CEO der Telekom, ist sich sicher, dass jede installierte APP-Instanz dazu beiträgt, die Krankheit einzudämmen. Zudem sei während der Entwicklung der App ein agiler Ansatz gewählt worden, der Zeit gespart hätte. Er möchte zudem die DAX Unternehmen „überzeugen“, Werbung für die App zu machen. Alles betont freiwillig, meint er.

Auch Jürgen Müller, CTO der SAP, hat fast nur positive Worte übrig. Er lobt den auf openSource basierten Entwicklungsansatz (wir übrigens in unserem vorherigen Artikel auch) und meint, von über 100.000 Personen, die sich den Code angesehen haben, haben 160 Personen auch selbst etwas zur Entwicklung beigetragen ­- immerhin mehr als 0,1%. Seine Ausführungen zum Datenschutz hätte er sich allerdings auch verkneifen können. Ja, früher haben die meisten Menschen ihre Telefonnummern in Telefonbüchern veröffentlicht, es gab damals allerdings auch keine uns bekannte Technologie, anhand derer man diese Menschen auf Schritt und Tritt hätte verfolgen können.   

Die Grundfunktionen

Beim Design der APP wurde auf unnötigen Schnick-Schnack verzichtet. Der Nutzer erkennt schnell worum es hier geht und kann die Grundfunktion, die „Risikoermittlung“ schnell aktivieren. Diese basiert auf Bluetooth Daten. Wenn sich ein infizierter Nutzer (der dies in der App auch angegeben hat) sich in der Nähe eines anderen Nutzer befindet, wird das Risiko für den nicht-infizierten Nutzer ermittelt. Dahinter steht ein ausgeklügelter Algorithmus. Die weiteren Sektionen sind „Wurden Sie getestet“ sowie „Häufige Fragen“. Dieses übersichtliche Design ist durchaus positiv, denn da die Nutzung der App sowieso auf eine Risikominderung hinauszielt und auch so „vermarktet“ wurde, sind keine weiteren, besonderen Eigenschaften notwendig, um die Nutzer zum Download zu überreden. Denn wer es wegen der Hauptfunktion nicht runterlädt, wird es auch für die nice-to-haves nicht tun. Wenn man bedenkt, dass dadurch Steuergelder eingespart wurden, ist man reinen Gewissens.

Die Funktion „Wurden Sie getestet“ wurde daraufhin optimiert, Missbrauch oder Fehlinformationen zu verhindern. Die Verifizierung geht entweder über das Scannen des QR Codes Ihres Testdokumentes oder über eine 10-stellige TAN, die ebenfalls nach einem positiven Testergebnis mitgeteilt wird. Wer positiv getestet wurde aber noch keine TAN hat https://phonelookupbase.ca , kann die Hotline unter +49 800 7540002 erreichen. Bemerkenswert ist die Sprachvielfalt der Hotline: Sie wird in Deutsch, Englisch und Türkisch angeboten. Arabisch und weitere Sprachen sollen folgen. Sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, um möglichst viele Nutzer zu erreichen.

Nach unserem Kurztest (ca. 1 Tag) hatten wir noch keinen Risikostatus ermittelt bekommen, die App zeigte weiterhin „Unbekanntes Risiko“ an, obwohl die Risikoermittlung aktiv war und die Probanden in der Stadt unterwegs waren. Sobald wir hier mehr Informationen gesammelt haben, werden wir diese veröffentlichen.

Nachtrag 17.06.20: Nach einem weiteren Tag wurde bei einer Testperson nun „Niedriges Risiko“ auf einem wohlbekömmlichen grünen Hintergrund angezeigt.

Sektion „Häufige Fragen“ soll Fragezeichen beseitigen

Die App hat eine Sektion „Häufige Fragen“, die eine Weiterleitung an die offizielle Frage und Antwort Seite zur Corona APP der Bundesregierung ist. Fragen, die die Bevölkerung seit der Ankündigung der APP hat, finden hier eine Antwort (okay, wahrscheinlich nicht alle). Neben kurzen Fragen wie „Was macht die Corona-Warn-App“ oder „Wie funktioniert die Corona-Warn-App“ werden auch Fragen wie „Reicht die Warnung `Erhöhtes Risiko` der Corona Warn-App als Krankschreibung oder als Anordnung der Quarantäne?“ oder „Wird mein Lohn fortgezahlt, wenn ich wegen einer Warnung durch die App zu Hause bleibe“ beantwortet.

Erste Diskussionen

In der Bundespressekonferenz zur APP wurde die Frage gestellt, ob ein Gastwirt den Zugang zum Restaurant verwehren kann, wenn ein Gast die APP nicht nutzt. Die Antwort war eher ein Überzeugungsversuch als eine konkrete Aussage: „Warum soll der Gastwirt so etwas machen wollen?“ Grundsätzlich sollte aber das Hausrecht dem Gastwirt diese Option ermöglichen. Gut vorstellbar, dass wohlbesuchte Restaurants von Ihrem Recht Gebrauch machen wollen. Der Brathähnchenverkäufer um die Ecke eher nicht. Des Weiteren kam die Frage auf, ob Unternehmen Ihren Mitarbeitern die Nutzung der APP vorschreiben können. Fakt ist, dass Unternehmen Ihre Mitarbeiter nicht dazu verdonnern können, die APP auf Ihren private Handys zu nutzen, allerdings ist dies durch die Weisungsbefugnis des Arbeitgebers für Firmenhandys wiederum möglich.

Fazit

Alles in einem scheint den Verantwortlichen ein brauchbares Endprodukt gelungen zu sein. Was die APP hingegen tatsächlich bringen wird, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Eins ist aber jetzt schon klar: Noch nie war eine ganze Gesellschaft zeitweise so stark auf die Entwicklung einer Software fixiert wie es jetzt der Fall ist. Übrigens: alle Daten, alle (Teil-)Projekte, alle Server liegen in Deutschland, die APP ist laut Beteiligten „komplett Made in Germany“. Das Testlabor befand sich allerdings in Prag. So ganz ohne Globalisierung geht es dann eben doch nicht.

meinkanal.de / mb

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