Unter den Lesern dieses Blogs gibt es sicherlich den einen oder anderen Sterngucker. Warum denn auch nicht, denn mittlerweile sind halbwegs brauchbare Teleskope zu einem erschwinglichen Preis erhältlich. Mit diesen kann man schon mal näher beobachten, was um die Erde herum passiert. Bei den großen Weltraumagenturen sieht das schon ganz anders aus, da muss es schon etwas mehr sein. Die Antwort auf die Frage, wie viel mehr denn überhaupt möglich ist, liefert aktuell das James Webb Weltraumteleskop.
Die ersten Bilder sind da
Zuerst war es Mr.President Joe Biden persönlich, dann die NASA Funktionäre. Auch wenn diese Reihenfolge etwas unorthodox wirkt, wurde nun also das erste offizielle Bild dieses Vorzeigeprojektes vorgestellt. Wobei es nicht wirklich das erste Bild ist, das vom JWST geschossen wurde. Denn es gab bereits vorab Veröffentlichungen von sogenannten Testbildern, die allerdings nicht das volle Farbspektrum beinhaltet haben. Dennoch war selbst auf diesen Bildern der Anblick atemberaubend, wie man auf der Webseite der NASA, die speziell für James Webb erstellt wurde, erkennen kann. Dort kann man übrigens sehen wo sich das Gerät gerade befindet und wie warm oder kalt die verschiedenen Flanken des Teleskopes aktuell sind – siehe hier.
Die NASA ist übrigens nicht der einzige Vorantreiber des Projektes. Vielmehr ist es ein Zusammenschluss von NASA, der europäischen Weltraumagentur ESA sowie der kanadischen CSA. Also ein Projekt mit vielen Stakeholdern, wenn man so will.
Die Interpretation des offiziellen Bildes
Lasst uns nun mal gemeinsam das oben genannte erste offizielle Bild deuten. Im Mittelpunkt des ersten offiziellen Bildes des Weltraumteleskopes ist der Galaxienhaufen SMACS 0723 im Sternenbild „Fliegender Fisch“ zu sehen. Dieser Galaxienhaufen ist –für diejenigen, die das nötige „Fernglas“ mal eben parat haben- auch aus der Südhalbkugel der Erde aus zu sehen. Der Galaxienhaufen befindet sich ca. 4,6 Mrd Lichtjahre von
unserem blauen Planeten entfernt. Auf dem Bild sind auffällig viele farbenfrohe Punkte und Inseln zu erkennen. Hierbei sind alle Punkte, deren Strahlung zackige Formen angenommen haben (so in etwa wie man als Kind Sonnenstrahlen malen würde – wobei ich auch Erwachsene kennen, die das genauso machen), Sterne. Die rund geformten Gebilde hingegen sind Galaxien mit Milliarden von Sternen und (vermutlich) Trilliarden von Planeten. Zudem werden Galaxien, die sich eigentlich hinter SMACS 0723 befinden, durch den Gravitationslinseneffekt ebenfalls angezeigt und sehen leicht verschoben aus. Dies rührt daher, dass das Licht jener Galaxien durch die gewaltige Masse des Galaxienhaufens verzerrt dargestellt wird.
Übrigens, der Platz, den die gesamte Aufnahme im Firmament von der Erde aus einnimmt, ist in etwa vergleichbar mit der Größe eines Sandkorns. Achtung Satire in eigener Sache: Nicht zu verwechseln mit Projekten, die man in den Sand setzt, wie in diesem meinkanal.de Beitrag beschrieben.
Die Aufgaben des James Webb Weltraumteleskopes
Das JWST, das –im Gegensatz zu seinem Vorgänger Hubble- im Infrarotbereich arbeitet und einhundert Mal empfindlicher auf elektromagnetische Wellen reagiert, hat mehr zu tun als tolle Bilder zu liefern. Es soll für folgende Zwecke genutzt werden
- Die Erforschung des „dunklen Zeitalters“, das nach aktuellem Stand der Wissenschaft zeitlich direkt nach dem Urknall liegt
- Die Untersuchung von verschiedenen Entwicklungsprozessen von Galaxien und Weltraumkörpern
- Die Suche nach bewohnbaren Planeten
Das sind große Ziele für die Menschheit, denn wenn wir den Kosmos besser verstehen, erkennen wir vielleicht, wie unbedeutend wir sind – zumindest dass wir nicht im Mittelpunkt dessen stehen und uns nicht alles erlauben dürfen. Und auch, dass wir eventuell eine gewisse Dankbarkeit zeigen sollten, für all das was uns gegeben wurde. Ob wir dadurch als Menschheit näher zusammenrücken und mit unbedeutenden Konflikten aufhören? Die Hoffnung sollte weiterleben.
meinkanal.de / Murat Böyükbas
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